Liberaler Stammtisch mit Evelyn Zupke Angst ist der Kitt der Diktatur. Daran gemahnte Frau Evelyn Zupke am 09.11. bei unserem Stammtisch im Fliegenden Holländer wiederholt: Sie war ehemalige Bürgerrechtlerin und an der Aufdeckung des Wahlbetrugs bei den Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 in der DDR beteiligt. Auf Einladung von Linda Teuteberg referierte Frau Zupke über ihre Aufgabe als erste Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur. Sie ist seit Juni 2021 im Amt und plädierte dafür, gesundheitliche Folgeschäden von SED-Opfern unbürokratischer anzuerkennen: Im Gegensatz zu Opfern der NS-Zeit oder zu Bundeswehr-Soldaten, etwa nach traumatisierenden Einsätzen in Kriegsgebieten, hätten es Opfer der SED-Diktatur bis heute schwer, dass ihre faktischen Gesundheitsschäden als Folgeschaden der SED-Politik etwa durch Haft, Heimerziehung oder auch durch Sportdoping anerkannt würden. Das vor etwa 10 Jahren verankerte Soldatenversorgungsgesetz regelt die Versorgungsansprüche im Fall einer anerkannten Wehrdienstbeschädigung, auch einer posttraumatische Belastungsstörung/PTBS, zügig und unkompliziert. In formaler Parallele zu Versorgungsansprüchen nach dem Soldatenversorgungsgesetz würde Frau Zupke vorschlagen, Opfer der SED-Diktatur zu entschädigen: Wenn es bei Personen a) einen Nachweis über wie auch immer geartete Misshandlung zu DDR-Zeiten und b) einen Gesundheitsschaden heute gebe, der auf die Misshandlung damals denklogisch auch ohne vertiefte individuelle Prüfung (die nur abschrecke, sich die Ansprüche zu sichern) zurückgeführt werden könnte, solle entschädigt werden. Auch Anerkennungszeiten für die berufliche Rehabilitation müssten dringend erleichtert werden, die Bedürftigkeit bei der Opferrente sollte ebenfalls herabgesetzt werden, um nicht ganze Gruppen auszuschließen, weil sie zu viel verdienten. Der voll besetzte Stammtisch diskutierte rege, auch mit Frau Zupkes Kollegen Herrn Schwiderski, der sich zu den Auskünften mit Stasi-Unterlagen gut auskannte. Ein gelungener Abend zum 09.11.. Vielen Dank. 09.11.2022