Liberaler Stammtisch mit Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen

Bei unserem Stammtisch im September konnte unsere Kreisvorsitzende Linda Teuteberg den renommierten Volkswirt und Professor für Finanzwissenschaft Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen begrüßen.  Raffelhüschen, ein Grenzgänger zwischen Ländern und Themen: Gebürtig an der dänischen Grenze arbeitet er inzwischen an der Schweizer Grenze zu Themen der Wirtschaft und Politik. In Dänemark und Deutschland hat er studiert, in Norwegen und Deutschland gearbeitet; seine Vergleichsmöglichkeiten sind naturgemäß hoch. Auch wenn er als Kenner zum Thema „Generationengerechtigkeit“ angekündigt war, stellte er gleich klar: „Gerechtigkeit gibt es gar nicht – 30 Leute hier im Raum, 33 Vorstellungen von Gerechtigkeit.“ Er wolle lieber zum statistisch messbaren Grad der Gleichheit referieren. In dieser kurzweiligen, aber inhaltsreichen Art ging es weiter. Sei früher ein Viertel der erarbeiteten Leistung als Transferleistung verteilt worden, sei es inzwischen ein Drittel; die Sozialstaatsquote ist allein daran ersichtlich nach oben gegangen und zwar jeweils überproportional zum Vorjahr. Bei der letzten Wahl seien 50 % der Wähler 55 Jahre und älter gewesen, ebenso lebten 50 % der Wähler nicht vom eigenen Geld. Daher seien bestimmte Aussagen politisch unpopulär, es werde befürchtet, damit keine Wahlen zu gewinnen.  Dennoch: Da die Generationenbilanz in Bezug auf die Rente unausgeglichen sei, es für die 90% Rentner unserer Gesellschaft eine Nachhaltigkeitslücke im ökonomischen Sinne von 3 Bio. Euro gebe, gebe es nur zwei Möglichkeiten: Das effektive Rentenzugangsalter, das jetzt bei 62 Jahren liege, auf 63-65 Jahre hochzuschrauben. Oder die junge Generation höhere Beiträge zahlen zu lassen, hochgerechnet 30 % – statt jetzt 20% — nur für die Rente; zusätzlich 30 % — statt jetzt 15 % — für die Krankenkassenbeiträge; zusätzlich Steuern. Mit intergenerativer Fairness habe das nichts mehr zu tun. Übrigens: Die Nachhaltigkeitslücke für die nur 8% Beamten in der Bevölkerung liege bei 4 Bio. Euro. Insgesamt gebe es also eine Nachhaltigkeitslücke von 7 Bio. Euro. Und als Zugabe: Prof. Raffelhüschen empfahl, seine Rente durch Aktienkäufe frühzeitig zu sichern, aber Aktienkäufe nach dem Zufallsprinzip, zum Beispiel nach dem Alphabet.